Samstag, 13. Juli 2013

halbzeit [wirre chronik eines freitagabends]

 
In einer halben Stunde wird es dunkel.
Der Abend ist halb vorbei - und die schönere der beiden Hälften ist mit dem Etikett "Vergangenheit" versehen und der Erinnerung übergeben worden.
 
Orangefarbene Digitalziffern zeigen mir an, wie viele Kilometer Asphalt pro Stunde unter mir hinwegrollen, wie voll der Tank noch ist - und wie viele Erdumrundungen der Twingo bereits hinter sich hat. Ich wünsche mir leuchtende Digitalziffern vor meinem inneren Auge, die mir anzeigen, wie schnell ich lebe, rot aufblinken, wenn mir etwas fehlt und mir verraten, und wie fern meine Gedanken der Erde gerade sind. In genau diesem Moment.  
Kurz: Ich weiß nicht, wo ich bin - aber ich weiß, wo ich hinwill.

Es ist Halbzeit.
Mein Praktikum ist halb vorbei. In meiner späteren Erinnerung werden Schule und Studium an exakt dieser Stelle ineinander verlaufen - und ich werde mein Gegenüber anlächeln, wenn ich davon erzähle. Die einzige schlechte Erinnerung? Der Automaten-Cappuccino. "Der jedoch mit einem Preis von läppischen 35 Cent die offizielle Legitimation dazu besitzt, viel zu milchig zu schmecken."
 
Orangefarbene Digitallettern verraten mir, dass ich N-Joy höre, der Moderator verrät mir, dass es die Top30 sind. Sky ist the limit, propagiert DJ Antoine - doch ich glaube ihm nicht. Ein schöner Irrglaube, der Verlauf zwischen Pastellblau und Sorbetrosa, polyphonen Tönen und leeren Lebensweisheiten. Pompeji von Bastille passt da besser zu gegenwärtiger Laune und zukünftigem Lebenskonzept - und steht im Radioranking zu recht etwas weiter oben.
 
... does it feel like nothing changed at all?
 
Ich fahre einen Umweg. Durch Straßen, die ich nicht kenne. Fremde freskenverzierte Fassaden spiegeln sich in meiner Sehnsucht. Das Alte ist das Neue. Kopfsteinpflaster dröhnt in meinem Kopf - der Nachhall ist die Erkenntnis, dass Veränderung normal ist. Erst ändern sich Wünsche, dann (Jahres-)Zeiten und schlussendlich Wohnorte. Ich weiß, ich werde vermissen und ich werde in weniger als drei Monaten verneinen, dass es mir leicht fällt, mein Leben in Kartons zu verstauen.
Ich biege in eine Einbahnstraße. Die Schlüssel schlagen gegen meine nackten Knie. Der Rückwärtsgang verliert seinen Nutzen. Die einzig mögliche - die einzig nötige - Richtung: vorwärts.
Kurz: Ich weiß nicht, wo ich bin - aber ich weiß, wo ich hinwill.
Auf die Autobahn. Den Blinker setzen und auf die Überholspur. Zum Strand.
 
And the walls kept tumbeling down...
Ich will keine halben Sachen mehr.
 
[So, jetzt höre ich aber tatsächlich auf damit, euch mit Seifenblasenbildern zu belästigen. Bald ziehe ich wieder mit der Kamer a los ... Euch einen schönen Sonntag - ich freue mich auf eure Rückmeldung ♥ ]
 






 

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