Sonntag, 18. August 2013

diy: die tasche

Es gibt neben Schuhen, Frozen Yoghurt und Ryan Gosling noch eine andere optisch ansprechende Obsession, die wir Mädels teilen: Taschen. Wir schreiben eine Chanel-Tasche mit Kettenhenkel auf die To-Buy-List unseres Lebens, freuen uns, wenn Schuhe und Tasche denselben Farbton aufweisen - und lieben es von Zeit zu Zeit einfach mal einfach. Ja, einfach, denn irgendwann vor gefühlten 2,8 Jahren verlor der Jutebeutel seinen Öko-Einkaufsbeutel-Charme und wurde zum Lieblingsaccessoire von Hauptstadthipstern und Menschen mit Mut zum Statement ("Gina, George & deine Mudder" ist definitiv eines).
Auch ich verfiel den praktischen Vorzügen der Stoffbeutel - und habe mir kurzerhand und vor kurzer Zeit wieder einen genäht. Robuster Jeansstoff trifft auf kitschige Stickborte. Meine neue Alltagstasche - oder wie ich sie auch nenne: meine "Tasche für Uni-Tage, an denen man nicht mehr als einen Block, einen Kaffeebecher und einen Apfel mitnehmen muss"
 
Was in so einer Tasche auf keinen Fall fehlen darf: Musik. Aber auch ein schöner Notizblock kann nützlich sein - Telefonnummern, Ideen und Anfahrtsskizzen auf Servietten zu zeichnen war noch nie stilvoll. Zu guter Letzt fehlen noch Lippenbalsam, der trockene Herbstlippen zum gelösten Problem erklärt, und Reinigungsmittel für die Hände - die wenigen Kubikzentimeter für beides sind in jeder Clutch noch übrig.
 
 
Was ich an diesem Wochenende noch getan habe? Heimat konsumiert, Nord- und Ostseeluft geatmet. War über den Dächern Kiels - der Bodenhaftung ganz fern, was auch an meinen 9cm-Stiefeletten gelegen haben könnte. Folgende Schnappschüsse sind entstanden und ich mag sie ganz besonders gerne. ♥
 
 

Sonntag, 11. August 2013

ein kleiner selbstportrait-guide

Gelegentlich nehme ich mir Stativ, Kamera und Zeit - und erhalte als Resultat eine volle Speicherkarte. Und weil es auf eine - nicht vorhandene- egozentrische Neigung verweisen würde, eine Auswahl der so entstandenen Selbstportraits ein weiteres Mal einfach kommentarlos zu veröffentlichen, hüllen wir das ganze doch mal in den Schleier eines Guides, einer kleinen Anleitung. Na dann, viel Spaß!
Ein Selbstportrait ist auch immer eine Selbstinszenierung - selbst, wenn es eher auf der Facebook-Pinnwand als an den Wänden der Kunsthalle enden sollte. Und weil ein Passfoto - frontal aufs Gesicht gerichtet, neutraler Ausdruck, kein auffälliger Hintergrund - dank biometrischer Richtlinien wenig über einen selbst aussagt, sind für ein Selbstportrait Ideen, Persönlichkeit und Kreativität gefragt. Essentielle Frage: Welche Rolle will ich vor der Kamera (und in diesem Fall ja auch dahinter) spielen? Wenn man diese Frage beantwortet hat, fehlt nur noch der Griff zur Requisite oder ins Schminktäschchen. Für meine letzte Selbstportraitsession habe ich mir die elfenartige Romantikerin ausgesucht - mit sanften Wellen, romantisch-cleanem Strickpullover und glitzerndem Haarband.  

 
Ein Selbstportrait ist auch immer eine Herausforderung - denn man kann partout nicht leugnen, dass die Bedingungen erschwert sind. Was soll's: Genau für diese Spezies der eifrigen Ego-Fotografen wurden Stativ und Fernauslöser erfunden. Was wichtig ist? Ein Dreibeinstativ sollte stabil, hoch genug und natürlich einfach zu verstellen sein (letzteres trifft auf mein aus dem Keller ausgegrabenes Stativ nicht zu). Meinen Fernauslöser und mich verbindet eine Hassliebe. Das Kabel ist zu kurz, um mehr als mich und meine Schultern auf einem Foto unterzubringen (bei 50 mm Brennweite). Mit einem Funkfernauslöser steht man jedoch auf der Sonnenseite.  
Apropos Brennweite: Das ist natürlich immer eine Frage von Vorliebe und Verfügbarkeit. Ich schwöre auf meine 50mm-Festbrennweite. Die Erklärung dafür (sofern man Liebe überhaupt erklären kann) hat fünf Buchstaben: Bokeh.   



Nase ist gepudert? Akku ist aufgeladen? Idee ist gefunden? Klasse! Dann stellen sich nur noch zwei Fragen: Wo und wie? Das Wo hängt wieder ganz von der persönlichen Vorliebe ab - und davon, ob man draußen mit dem Risiko umgehen kann, von Spaziergängern oder Hundebesitzern (oder wie zuletzt geschehen: einem verwirrt schauenden BMX-Fahrer) bei der Ego-Session ertappt zu werden. Ich habe mittlerweile einen Ort gefunden, der kaum von Passanten frequentiert wird - anhand des Hintergrundes kann man die mutige These aufstellen, dass es sich dabei um ein Waldstück handelt. Drinnen ist natürlich auch eine Option - aber eine, die ich für mich wohl erst entdecken werde, wenn ich (ab Oktober) mitten in der Stadt wohne.
 
Und zum Wie sind 2 Worte für eine adäquate Antwort ausreichend: Einfach ausprobieren. Und sich stets bewusst sein: Man fabriziert viel Mist, ist von einigen Bildern so schockiert, dass das Niederdrücken des Mülleimer-Knopfes von allein geschieht und kehrt nicht unbedingt mit dem Gefühl, das Foto seines Lebens geschossen zu haben, heim. Aber es bringt Spaß - und einen Zugewinn für die Fotografie-Skills. Punkt. Nein, Ausrufezeichen.

Hier und hier gibt es übrigens weitere Selbstportraits. ♥

Montag, 5. August 2013

selbstverwirklichungszwang, der

Folgender Text ist quasi die Fortsetzung zu Sparflammen-Selbstverwirklichung. Dort ging es um die Qual der (Studienplatz-)Wahl - und um eine getroffene Entscheidung. Und zwar die, all die sicheren Pläne über den Haufen zu werfen. Leute, nun wird's konkret - und spannend:
 
Es ist Samstagabend und sie verbringt den Abend nicht mit ihren Freunden. Schwingt nicht bei den King Kong Kicks die Hüften zu "Not In Love" von den Crystal Castles, sodass die Falten des schwarzen Ausgehkleides, das Spitze in jederlei Hinsicht ist, aufspringen. Und verliebt sich nicht unsterblich in den gut und zugleich wirr aussehenden Lebenskünstler, dessen Stempel auf dem Handrücken noch nicht getrocknet sein kann, weil sein Erscheinen ein Ereignis der vergangenen 2 Minuten ist.


Es ist Samstagabend und sie verbringt den Abend zwischen Immobilienscout24 und WG gesucht, vagen Vorstellungen und konfliktreichen Kompromissen, großen Plänen und größer werdender Zeitnot - oder kurz: auf Wohnungssuche. Wer im Netz nach Wohnungen fischt, muss nicht gut aussehen: Sie trägt ein ausgewaschenes T-Shirt und eine abgeliebte, rosa Schlafanzuhose, die sie durch ihre Jugend begleitet hat. Auf ihrem Gesicht wirkt eine Entspannungsmaske mit Kiwi-Litschiduft ein. Ob sie wirkt, kann sie nicht sagen - sie könnte es aber gebrauchen. Denn es sind nicht nur lichtdurchflutete, bezahlbare, renovierte Quadratmeter Wohnfläche, die sie sucht - sondern auch Orientierung, Halt - aber nicht an bunten Strohhalmen, die aus Cocktailgläsern emporragen. Klar sind nur die Fakten, die der Kopf schwarz auf weiß registriert hat, das Herz aber erst sortieren, kategorisieren, interpretieren muss: Sie wird Klassenzimmer gegen Hörsaal tauschen. Klassenkameraden gegen Kommilitonen. Schulwissen gegen Journalistik. Schleswig-Holstein gegen Nordrhein-Westfalen. Heimat gegen ... Zuhause.

Spätestens in zwei Monaten, wenn sie mit erstsemestertypischer Unsicherheit und ihrer Umhängetasche im Schoolbag-Look (die sie schon erkauft hatte, bevor sie überhaupt wusste, dass zwischen Heimat und Universität vier Autostunden liegen würden) über den Campus Nord der TU Dortmund läuft, wird sie begreifen: Ab jetzt, ab hier, ab genau diesem Atemzug wird die geplante Zukunft zur gelebten Gegenwart. Ein seltsames Gefühl - vielleicht sogar ein ganz für sich selbst interpretiertes I'm-A-Legal-Alien-Gefühl, das Sting 1988 besang. Vielleicht schließen sich Ankommen und Auf der Stecke bleiben - irgendwo auf der A1 zwischen Bremen und Osnabrück - nicht aus. Vielleicht. Vielleicht. Sie will keine wirren Spekulationen, vorschnellen, persönlichen Bedeutungen hinter der Tatsache, dass der erste Eintrag, der sich beim Eintippen ihrer zukünftigen Heimatstadt ins Google-Suchfeld ergibt, der eines Fußballvereins ist, keine wilden Mutmaßungen - nur Mut. Und die Gewissheit, dass dort, wo ein Wille ist, sich auch ein Weg findet - egal, ob er über eine menschenüberfüllte Tanzfläche oder einen Universitätscampus führt.