Gelegentlich nehme ich mir Stativ, Kamera und Zeit - und erhalte als Resultat eine volle Speicherkarte. Und weil es auf eine - nicht vorhandene- egozentrische Neigung verweisen würde, eine Auswahl der so entstandenen Selbstportraits ein weiteres Mal einfach kommentarlos zu veröffentlichen, hüllen wir das ganze doch mal in den Schleier eines Guides, einer kleinen Anleitung. Na dann, viel Spaß!
Ein Selbstportrait ist auch immer eine Selbstinszenierung - selbst, wenn es eher auf der Facebook-Pinnwand als an den Wänden der Kunsthalle enden sollte. Und weil ein Passfoto - frontal aufs Gesicht gerichtet, neutraler Ausdruck, kein auffälliger Hintergrund - dank biometrischer Richtlinien wenig über einen selbst aussagt, sind für ein Selbstportrait Ideen, Persönlichkeit und Kreativität gefragt. Essentielle Frage: Welche Rolle will ich vor der Kamera (und in diesem Fall ja auch dahinter) spielen? Wenn man diese Frage beantwortet hat, fehlt nur noch der Griff zur Requisite oder ins Schminktäschchen. Für meine letzte Selbstportraitsession habe ich mir die elfenartige Romantikerin ausgesucht - mit sanften Wellen, romantisch-cleanem Strickpullover und glitzerndem Haarband.
Ein Selbstportrait ist auch immer eine Herausforderung - denn man kann partout nicht leugnen, dass die Bedingungen erschwert sind. Was soll's: Genau für diese Spezies der eifrigen Ego-Fotografen wurden Stativ und Fernauslöser erfunden. Was wichtig ist? Ein Dreibeinstativ sollte stabil, hoch genug und natürlich einfach zu verstellen sein (letzteres trifft auf mein aus dem Keller ausgegrabenes Stativ nicht zu). Meinen Fernauslöser und mich verbindet eine Hassliebe. Das Kabel ist zu kurz, um mehr als mich und meine Schultern auf einem Foto unterzubringen (bei 50 mm Brennweite). Mit einem Funkfernauslöser steht man jedoch auf der Sonnenseite.
Apropos Brennweite: Das ist natürlich immer eine Frage von Vorliebe und Verfügbarkeit. Ich schwöre auf meine 50mm-Festbrennweite. Die Erklärung dafür (sofern man Liebe überhaupt erklären kann) hat fünf Buchstaben: Bokeh.
Nase ist gepudert? Akku ist aufgeladen? Idee ist gefunden? Klasse! Dann stellen sich nur noch zwei Fragen: Wo und wie? Das Wo hängt wieder ganz von der persönlichen Vorliebe ab - und davon, ob man draußen mit dem Risiko umgehen kann, von Spaziergängern oder Hundebesitzern (oder wie zuletzt geschehen: einem verwirrt schauenden BMX-Fahrer) bei der Ego-Session ertappt zu werden. Ich habe mittlerweile einen Ort gefunden, der kaum von Passanten frequentiert wird - anhand des Hintergrundes kann man die mutige These aufstellen, dass es sich dabei um ein Waldstück handelt. Drinnen ist natürlich auch eine Option - aber eine, die ich für mich wohl erst entdecken werde, wenn ich (ab Oktober) mitten in der Stadt wohne.
Und zum Wie sind 2 Worte für eine adäquate Antwort ausreichend: Einfach ausprobieren. Und sich stets bewusst sein: Man fabriziert viel Mist, ist von einigen Bildern so schockiert, dass das Niederdrücken des Mülleimer-Knopfes von allein geschieht und kehrt nicht unbedingt mit dem Gefühl, das Foto seines Lebens geschossen zu haben, heim. Aber es bringt Spaß - und einen Zugewinn für die Fotografie-Skills. Punkt. Nein, Ausrufezeichen.
Hier und hier gibt es übrigens weitere Selbstportraits. ♥
Deine Selbstporträts sind einfach klasse! Voll natürlich, echt schön!
AntwortenLöschenLG
Ich habe leider seid Ewigkeiten keine Selbstportraits mehr gemacht :/ Mir fehlt irgendwie die Motivation und mein Funkfernauslöser geht immer nach 6 Monaten schrott. Ich hatte bestimmt schon 6 Stück, auch verschiedene, aber nach nem halben Jahr wollen die nicht mehr :D
AntwortenLöschenIch liebe deine Selbstportraits!
AntwortenLöschenBin immer total neidisch, wil ich mich selbst einfach nie so einfangen kann wie ich es gerne würde,
aber super "Anleitung"!
Liebst, Lara
http://laraliebt.blogspot.de/
Sooo schöne Fotos :) Ich krieg das irgendwie nie hin, dass es auch so aussieht... Und jaaa ich bin im Moment auch eher zu faul ein paar Selfies von mir zu schießen haha
AntwortenLöschen