Freitag, 11. Oktober 2013

foto-text-collage: eine woche in dortmund


In einer neuen Stadt bei Null anzufangen, gleicht immer einem Ausnahmezustand.
Selbst, wenn du unter all den zugezogenen Erstsemestern keine Ausnahme bist.



Eine neue Stadt ist wie eine neue Beziehung. Aufregend und unverbraucht. Ihr kennt euch kaum, verbringt aber jede Nacht miteinander, starrt einander mit offenen Augen an und diktiert euch gegenseitig eure Geschichten. Jedes kleine, unentdeckte Detail wird zum Abenteuer umerklärt. Selbst, wenn du nur Balsamico-Essig, Tomaten und Zimt beim Rewe um die Ecke kaufst. Und dabei durch einen missbilligenden Blick der Kassiererin feststellst, dass es hier in der Gemüseabteilung noch üblich ist, die Ware abzuwiegen.
Die Orientierungswoche wird zum Erfolgsmodell erklärt, denn: Irgendwann hast du dich nicht nur auf dem Mikrokosmos des Campus orientiert, sondern auch in der tatsächlichen Stadt. Kennst deine Leute, deine Routen, deine Kneipen. Die eine WG-Küche, in der man so lange über das Leben philosophieren kann, bis die letzte U-Bahn gefahren ist. Und natürlich Müdigkeit oder Rotweinrausch - soll ja schließlich Urzustand und Rund-Um-Die-Uhr-Zustand des Studentendaseins sein.
Und dann kommt er, der erste Regentag.
An dem dir das Wasser in den Schuhen steht - und gefühlt bis zum Hals. Denn auch neue Beziehungen geben nie eine Garantie dafür, keinesfalls im Regen stehen gelassen zu werden.
Der Moment, allein in der Wohnung - in dem du deine neue Playlist "Melancholie" nennst, Körper und Herz von Schoko-Yogi-Tee durchwärmen lässt, Wolke 7 von Max Herre und Phillip Poisel hörst und aus dem Fenster direkt in den regenwolkengrauen Himmel starrst. Dass über deinem alten Leben, das in über 400 Kilometern Entfernung zu verorten ist, die Sonne scheint und die Temperatur damit auf eindeutig zweistellige Werte treibt, macht die Situation nicht einfacher - dich aber stärker.
Denn - du bist hier, weil du eine Entscheidung getroffen hast. Weil du "Ja" gesagt - und den Journalismus gemeint hast. Weil du "Dort" gesagt - und Dortmund gemeint hast.
Weil ein einziger Regentag nur ein Dreihundertfünfundsechzigstel eines Jahres ist und damit nichts, was deine großen Träume in Tropfen ertränken kann.   
 
Zum Schluss drei Random Facts über das Leben in Dortmund - es werden sicherlich noch mehr folgen:
 
 
 
 Ich wünsche allen Erstsemestern einen guten Start - auf uns wartet eine tolle Zeit!
Millionsofmoments könnt ihr übrigens auch auf Twitter folgen.

Dienstag, 1. Oktober 2013

#iloveyoubarcelona

Barcelona - das ist mehr als Sangrìa und Sagrada Familía.
Mehr als Patatas Bravas und Pull and Bear.
Mehr als Strand und Sonne, Schiffe und Seilbahn.
Mehr als in Worte und Fotos, Buchstaben und Pixel zu fassen ist. Ein unfassbares, aber fesselndes Lebensgefühl - einfach abtauchen, ganz egal ob im Mittelmeer oder in Altstadtgassen. (...)

Wieder deutschen statt spanischen Staatsboden unter den Füßen, Sandalen gegen Stiefel ausgetauscht: Das ist ein klitzekleiner Barcelona-Eindruck, auf den noch ein detaillierterer folgen soll - sobald ich in den Ruhrpott umgezogen bin. Ungeduldigen, die auch zwischendurch mal Gedanken, Geschwafel oder Fotografiertes konsumieren wollen, sei millionsofmoments als Twitter-Version empfohlen, die findet ihr nämlich HIER

 
#1 Lieblingsplatz - über den sich Rolltreppen sei Dank sogar geschundene Füße freuen. / #2 Große Seifenblasen, große Träume / #3 Jahrmarktidylle mit einer Riesenradfahrt als Highlight / #4 Tapas - immer her damit.

Sonntag, 22. September 2013

warum nicht mal ... über's schreiben schreiben?

Ja, warum denn eigentlich nicht? Da die Blogtexte insbesondere im letzten halben Jahr für mich extrem wichtig geworden sind, ich auch privat schreibe seitdem ich das Alphabet beherrsche und auch beruflich in die Richtung "Geld-durchs-Aneinanderreihen-von-Buchstaben-verdienen" strebe (Journalistik-Studium ahoi!) liegt wohl kaum ein Posting-Thema näher.

 
 
Wieso, weshalb, warum eigentlich das Schreiben?/ "Papier, Tesafilm und Stifte - das waren die Utensilien, mit denen man mein Kindergarten-Ich für Stunden beschäftigen und zufriedenstellen konnte. Gefüllt wurden diese selbstgemachten Heftchen mit selbstgemalten Bildern, ehe in der Grundschule dann kritzelige, verwischte Linkshänder-Buchstaben dazukamen. Mit den Jahren verschwanden die Bilder - Papier, Tesafilm und Stifte waren ebenfalls nicht mehr notwendig - ich begann Worddokumente mit Worten zu füllen."
 
So kam es zum Schreiben - und es kam auch dazu, dass es blieb. Warum? Nach anderthalb Gläsern Wein äußere ich gerne die These, dass Menschen eigentlich nur schreiben, weil sie sich machtlos fühlen: Winzige Wesen auf einer endlosen Erde, die sich nicht damit abfinden wollen, dass sie nichts ändern können. Wer schreibt, wird zum Schöpfer. Zum Bestimmer. Zum Weltveränderer.
Und das bin ich gerne: Insbesondere, wenn ich es mir dabei mit einer Tasse Tee und guter Musik auf Sofa oder Bett gemütlich machen kann: Den Globus anknipsen und die tatsächliche Welt ausblenden.
 
 
 Schreiberalltag: Textskizze trifft Grübelgesicht
 
Meine Schreibroutine // Seit Ende September 2012 (hurra, bald feiern wir Einjähriges!) schreibe ich an etwas, was ich sowohl schriftsprachlich als auch mündlich mit der Gänsefüßchen-Geste versehe: einem "Roman". Es ist nicht der erste - in meiner Jugend war ich wirklich eifrig dabei, Schriftstücke zu produzieren, die mich heutzutage einerseits prächtig amüsieren, andererseits aber auch zum Fremdschämen animieren. Dennoch bin ich dankbar, noch all die Texte aus meiner Jugend zu besitzen, denn wenn ich sie an verregneten Sonntagen im Bett lese, lese ich nicht nur ziemlich unausgereifte Geschichten, sondern auch meinen eigenen Reifungsprozess heraus - zwischen den Zeilen.

Zurück zu den Zeilen, die mein gegenwärtiges Schaffen bestimmen. Die Idee für mein Romanprojekt spukte mir in groben Zügen schon ein Jahr zuvor im Kopf herum, gelegentlich schrieb ich 2  bis 3 Seiten, verlor dann den (roten) Faden und glaubte letztlich nicht daran, die Idee noch verwirklichen zu können, obwohl die Charaktere in meinem Kopf so lebendig und allgegenwärtig schienen. Irgendwann gelang mir der Absprung, ich riss mich von Unproduktivität und Bedenken los, hörte "X&Y" von Coldplay in Dauerschleife und siehe da: Mittlerweile habe ich gut 120 Seiten zusammen.
Rechenkünstler bemerken: Ich bin niemand der Seiten en masse füllen kann. Auf die Frage, wie viel ich wöchentlich schreibe, kann ich nur ratlos den Mund verziehen: zwischen null Zeilen und zehn Seiten - halb durchschriebenen Nächten und Tagen, an denen ich nicht einmal eine halbe Minute finden kann, um an Handlung und Charakteren zu feilen - ist alles möglich. Warum mir der rote Faden in den Phasen, in denen ich wegen Abitur-, Praktikums- oder Umzugsstress rot gesehen habe, nicht längst zwischen den Fingern hindurchgeglitten ist? Ganz einfach: Wer Informationen über die Charaktere, Handlungsstränge und wiederkehrenden Symbole in einem separaten Dokument sammelt und gelegentlich aktualisiert, braucht kein überdurchschnittlich gutes Gedächtnis - damit bin ich leider auch nicht gesegnet.

Auszüge findet ihr übrigens hier. Worum es geht? Um Abhängigkeit und Selbstfindung, ums Erwachsenwerden und Kindbleiben - und natürlich um Liebe. Themen, die sich im Denken einer Neunzehnjährigen nur zu gerne verhaken.


Tipps? Auch wenn ich mich eigentlich nicht in der Position fühle, gute oder auch nur gutgemeinte Ratschlägezu verteilen (meine größter Erfolg war bisher eine zweite Platzierung bei einem Essaywettbwerb) möchte ich doch ein paar Worte loswerden. Beim Schreiben ist es wie in der Mode: Man muss seinen eigenen Stil finden - um selbigen zu habenInspiration statt Imitation oder in diesem Fall: selbstdenken statt abschreiben. Klar, man kann nicht in einem wortlosen Vakuum, ohne Zugang zu anderer Literatur eigene Geschichten zu verfassen - es ist absolut notwendig zu lesen, dabei festzustellen, ob man klare Strukturen, kafkaeske Wirrungen, kantige Worte oder kunstvolle Metaphern bevorzugt. Kein Schreibfluss funktioniert ohne Einfluss durch andere Literaten, bei mir sind es beispielsweise Franz Kafka, Max Frisch und Juli Zeh.

Es geht beim Schreiben aber keinesfalls darum, den 37. Abklatsch von "Shades Of Grey" zu produzieren, einfach, weil es dem Zeitgeist entspricht. (Ich finde es bedenklich und verwerflich, dass Schreibwerkstätten genau damit um schreibwillige Frauen mit Autoren-Ambitionen werben!) Die meisten Werke der Weltliteratur haben ein Alleinstellungskriterium, sind keine Kopien, sondern Originale. Grund genug, sich also an Oscar Wilde zu halten: "Be yourself - everyone else is already taken."  

Langer Post - kurzer Sinn: Ich hoffe, ich konnte euch das Hobby "Schreiben" ein wenig näher bringen. Falls ihr noch Fragen habt: Immer her damit, ob über einen Kommentar oder Ask.fm. Ich werde ab übermorgen noch ein wenig spanische Sonne genießen, versuche aber, einen oder sogar zwei Posts vorzubereiten- seid gespannt! ♥
 

Sonntag, 15. September 2013

fototagebuch: kreta (süden teil 1)

 
 
Wie man den Sommer am effektivsten verlängert - und das ganz ohne einen Griff zur Selbstbräuner-Flasche? Ganz einfach, indem man Sonne und Sommertemperaturen (mit einem mit luftigen Sommerkleidchen gefüllten Koffer in der Hand) hinterherreist.
Dann ist der Sommer nämlich nicht mehr drei Jahreszeiten, sondern nur noch drei Flugstunden entfernt. Tschüss Hamburg, hallo Heraklion. Vorhang auf für einen kleinen Reiserückblick!  
Was man auf Kreta getan haben sollte: Stilecht Feta, Ouzo und Mittelmeerluft konsumieren, entfremdete Pärchen am Hotelpool beobachten und sich vom venezianischen Flair Chanias verzaubern lassen.

 
Wundern sollte man sich nicht über Ziegen und Hühner auf der Straße - und die bemerkenswerte Gastfreundschaft der Griechen: Raki, Tortilla-Chips und Panna Cotta en masse.

Der perfekte Urlaubssoundtrack kommt von Lana del Rey. Dazu in Fifties-Badeanzug und Retro-Sonnenbrille am Strand liegen und am Roman weiterplanen und -schreiben: perfekter Moment.
 
Daumen hoch für: Gemüse, das nach etwas anderem als Wasser schmeckt, für 0% Regenwahrscheinlichkeit und für die erstaunlich untouristische Altstadt Chanias. ♥
 
Daumen runter für: Sonnenbrand auf den Zehen, Verkehrschaos in Heraklion -  und 42° in der Mittagssonne.  
 
Warum Süden Teil 1? Das ist schnell erklärt: in 9 Tagen trete ich die zweite Etappe "Sommer verlängern" an - diesmal in Barcelona. Bis dahin genieße ich meine freie Zeit - und hoffe, dass ich etwas häufiger zum Bloggen komme. Gerade ist ein "Schreib-Guide" in Planung und Arbeit - ihr dürft gespannt sein! (Gibt es sonst noch etwas, was ihr gerne lesen würdet? Mehr Romanauszüge? Mehr über mein Studium - wenn es denn losgeht? Ich freu mich auf eure Anregungen, ihr Lieben. ♥)
 

Dienstag, 3. September 2013

mini-fototagebuch: dortmund


Was das Beste daran ist, in eine Stadt zu ziehen, die man bisher nur durch einen Wikipedia-Artikel und einen insgesamt dreitägigen Besuch kennt? Es ist eine teuer erkaufte Lizenz zum Noch-Mal-bei-Null-Anfangen-Können - um dann gleich auf Hundertachtzig durchzustarten.
Und das ganz  jenseits von Stadtautobahnen, auf denen sich der Feierabendverkehr staut. (...)    
 
Ich war am Wochenende in meiner zukünftigen Wahlheimat Dortmund, mit niedrigen Erwartungen und noch niedrigerem Ladezustand meines Kamera-Akkus im Gepäck. Zurückgekehrt bin ich deswegen mit lächerlichen 21 Fotos, tausenden Bildern im Kopf und einer Gewissheit: Ich freue mich auf U-Bahn-Fahren und (Dortmunder) U-Besuche. Stadtstudien und Studienstress. Neue Freunde und alte Bekannte. Und falls ihr in Dortmund oder Umgebung wohnt & mir euer Lieblingscafé zeigen wollt - schreibt einfach eine E-Mail. ♥  
 

 

Sonntag, 18. August 2013

diy: die tasche

Es gibt neben Schuhen, Frozen Yoghurt und Ryan Gosling noch eine andere optisch ansprechende Obsession, die wir Mädels teilen: Taschen. Wir schreiben eine Chanel-Tasche mit Kettenhenkel auf die To-Buy-List unseres Lebens, freuen uns, wenn Schuhe und Tasche denselben Farbton aufweisen - und lieben es von Zeit zu Zeit einfach mal einfach. Ja, einfach, denn irgendwann vor gefühlten 2,8 Jahren verlor der Jutebeutel seinen Öko-Einkaufsbeutel-Charme und wurde zum Lieblingsaccessoire von Hauptstadthipstern und Menschen mit Mut zum Statement ("Gina, George & deine Mudder" ist definitiv eines).
Auch ich verfiel den praktischen Vorzügen der Stoffbeutel - und habe mir kurzerhand und vor kurzer Zeit wieder einen genäht. Robuster Jeansstoff trifft auf kitschige Stickborte. Meine neue Alltagstasche - oder wie ich sie auch nenne: meine "Tasche für Uni-Tage, an denen man nicht mehr als einen Block, einen Kaffeebecher und einen Apfel mitnehmen muss"
 
Was in so einer Tasche auf keinen Fall fehlen darf: Musik. Aber auch ein schöner Notizblock kann nützlich sein - Telefonnummern, Ideen und Anfahrtsskizzen auf Servietten zu zeichnen war noch nie stilvoll. Zu guter Letzt fehlen noch Lippenbalsam, der trockene Herbstlippen zum gelösten Problem erklärt, und Reinigungsmittel für die Hände - die wenigen Kubikzentimeter für beides sind in jeder Clutch noch übrig.
 
 
Was ich an diesem Wochenende noch getan habe? Heimat konsumiert, Nord- und Ostseeluft geatmet. War über den Dächern Kiels - der Bodenhaftung ganz fern, was auch an meinen 9cm-Stiefeletten gelegen haben könnte. Folgende Schnappschüsse sind entstanden und ich mag sie ganz besonders gerne. ♥
 
 

Sonntag, 11. August 2013

ein kleiner selbstportrait-guide

Gelegentlich nehme ich mir Stativ, Kamera und Zeit - und erhalte als Resultat eine volle Speicherkarte. Und weil es auf eine - nicht vorhandene- egozentrische Neigung verweisen würde, eine Auswahl der so entstandenen Selbstportraits ein weiteres Mal einfach kommentarlos zu veröffentlichen, hüllen wir das ganze doch mal in den Schleier eines Guides, einer kleinen Anleitung. Na dann, viel Spaß!
Ein Selbstportrait ist auch immer eine Selbstinszenierung - selbst, wenn es eher auf der Facebook-Pinnwand als an den Wänden der Kunsthalle enden sollte. Und weil ein Passfoto - frontal aufs Gesicht gerichtet, neutraler Ausdruck, kein auffälliger Hintergrund - dank biometrischer Richtlinien wenig über einen selbst aussagt, sind für ein Selbstportrait Ideen, Persönlichkeit und Kreativität gefragt. Essentielle Frage: Welche Rolle will ich vor der Kamera (und in diesem Fall ja auch dahinter) spielen? Wenn man diese Frage beantwortet hat, fehlt nur noch der Griff zur Requisite oder ins Schminktäschchen. Für meine letzte Selbstportraitsession habe ich mir die elfenartige Romantikerin ausgesucht - mit sanften Wellen, romantisch-cleanem Strickpullover und glitzerndem Haarband.  

 
Ein Selbstportrait ist auch immer eine Herausforderung - denn man kann partout nicht leugnen, dass die Bedingungen erschwert sind. Was soll's: Genau für diese Spezies der eifrigen Ego-Fotografen wurden Stativ und Fernauslöser erfunden. Was wichtig ist? Ein Dreibeinstativ sollte stabil, hoch genug und natürlich einfach zu verstellen sein (letzteres trifft auf mein aus dem Keller ausgegrabenes Stativ nicht zu). Meinen Fernauslöser und mich verbindet eine Hassliebe. Das Kabel ist zu kurz, um mehr als mich und meine Schultern auf einem Foto unterzubringen (bei 50 mm Brennweite). Mit einem Funkfernauslöser steht man jedoch auf der Sonnenseite.  
Apropos Brennweite: Das ist natürlich immer eine Frage von Vorliebe und Verfügbarkeit. Ich schwöre auf meine 50mm-Festbrennweite. Die Erklärung dafür (sofern man Liebe überhaupt erklären kann) hat fünf Buchstaben: Bokeh.   



Nase ist gepudert? Akku ist aufgeladen? Idee ist gefunden? Klasse! Dann stellen sich nur noch zwei Fragen: Wo und wie? Das Wo hängt wieder ganz von der persönlichen Vorliebe ab - und davon, ob man draußen mit dem Risiko umgehen kann, von Spaziergängern oder Hundebesitzern (oder wie zuletzt geschehen: einem verwirrt schauenden BMX-Fahrer) bei der Ego-Session ertappt zu werden. Ich habe mittlerweile einen Ort gefunden, der kaum von Passanten frequentiert wird - anhand des Hintergrundes kann man die mutige These aufstellen, dass es sich dabei um ein Waldstück handelt. Drinnen ist natürlich auch eine Option - aber eine, die ich für mich wohl erst entdecken werde, wenn ich (ab Oktober) mitten in der Stadt wohne.
 
Und zum Wie sind 2 Worte für eine adäquate Antwort ausreichend: Einfach ausprobieren. Und sich stets bewusst sein: Man fabriziert viel Mist, ist von einigen Bildern so schockiert, dass das Niederdrücken des Mülleimer-Knopfes von allein geschieht und kehrt nicht unbedingt mit dem Gefühl, das Foto seines Lebens geschossen zu haben, heim. Aber es bringt Spaß - und einen Zugewinn für die Fotografie-Skills. Punkt. Nein, Ausrufezeichen.

Hier und hier gibt es übrigens weitere Selbstportraits. ♥

Montag, 5. August 2013

selbstverwirklichungszwang, der

Folgender Text ist quasi die Fortsetzung zu Sparflammen-Selbstverwirklichung. Dort ging es um die Qual der (Studienplatz-)Wahl - und um eine getroffene Entscheidung. Und zwar die, all die sicheren Pläne über den Haufen zu werfen. Leute, nun wird's konkret - und spannend:
 
Es ist Samstagabend und sie verbringt den Abend nicht mit ihren Freunden. Schwingt nicht bei den King Kong Kicks die Hüften zu "Not In Love" von den Crystal Castles, sodass die Falten des schwarzen Ausgehkleides, das Spitze in jederlei Hinsicht ist, aufspringen. Und verliebt sich nicht unsterblich in den gut und zugleich wirr aussehenden Lebenskünstler, dessen Stempel auf dem Handrücken noch nicht getrocknet sein kann, weil sein Erscheinen ein Ereignis der vergangenen 2 Minuten ist.


Es ist Samstagabend und sie verbringt den Abend zwischen Immobilienscout24 und WG gesucht, vagen Vorstellungen und konfliktreichen Kompromissen, großen Plänen und größer werdender Zeitnot - oder kurz: auf Wohnungssuche. Wer im Netz nach Wohnungen fischt, muss nicht gut aussehen: Sie trägt ein ausgewaschenes T-Shirt und eine abgeliebte, rosa Schlafanzuhose, die sie durch ihre Jugend begleitet hat. Auf ihrem Gesicht wirkt eine Entspannungsmaske mit Kiwi-Litschiduft ein. Ob sie wirkt, kann sie nicht sagen - sie könnte es aber gebrauchen. Denn es sind nicht nur lichtdurchflutete, bezahlbare, renovierte Quadratmeter Wohnfläche, die sie sucht - sondern auch Orientierung, Halt - aber nicht an bunten Strohhalmen, die aus Cocktailgläsern emporragen. Klar sind nur die Fakten, die der Kopf schwarz auf weiß registriert hat, das Herz aber erst sortieren, kategorisieren, interpretieren muss: Sie wird Klassenzimmer gegen Hörsaal tauschen. Klassenkameraden gegen Kommilitonen. Schulwissen gegen Journalistik. Schleswig-Holstein gegen Nordrhein-Westfalen. Heimat gegen ... Zuhause.

Spätestens in zwei Monaten, wenn sie mit erstsemestertypischer Unsicherheit und ihrer Umhängetasche im Schoolbag-Look (die sie schon erkauft hatte, bevor sie überhaupt wusste, dass zwischen Heimat und Universität vier Autostunden liegen würden) über den Campus Nord der TU Dortmund läuft, wird sie begreifen: Ab jetzt, ab hier, ab genau diesem Atemzug wird die geplante Zukunft zur gelebten Gegenwart. Ein seltsames Gefühl - vielleicht sogar ein ganz für sich selbst interpretiertes I'm-A-Legal-Alien-Gefühl, das Sting 1988 besang. Vielleicht schließen sich Ankommen und Auf der Stecke bleiben - irgendwo auf der A1 zwischen Bremen und Osnabrück - nicht aus. Vielleicht. Vielleicht. Sie will keine wirren Spekulationen, vorschnellen, persönlichen Bedeutungen hinter der Tatsache, dass der erste Eintrag, der sich beim Eintippen ihrer zukünftigen Heimatstadt ins Google-Suchfeld ergibt, der eines Fußballvereins ist, keine wilden Mutmaßungen - nur Mut. Und die Gewissheit, dass dort, wo ein Wille ist, sich auch ein Weg findet - egal, ob er über eine menschenüberfüllte Tanzfläche oder einen Universitätscampus führt.

Samstag, 20. Juli 2013

fototagebuch: sommer

Es ist Sommer. Eine plötzliche, unerklärliche Vorliebe für Neonfarben und Armparties trifft auf einen plötzlichen, unerklärlichen Sonnenbrand auf der Schulter. Salzige Lippen auf süße Cocktails. Lebenslust auf lange Abende. Nackte Füße auf kühles Gras oder heißen, weißen Sand. Tage zerrinnen. Erfrischung bringen Frozen Yoghurt und Melonen - ob beides in Kombination. Eine schöne Zeit - die durch die warm getönten Sonnenbrillengläser oder den Sucher der Kamera betrachtet noch schöner wirkt.  


Samstag, 13. Juli 2013

halbzeit [wirre chronik eines freitagabends]

 
In einer halben Stunde wird es dunkel.
Der Abend ist halb vorbei - und die schönere der beiden Hälften ist mit dem Etikett "Vergangenheit" versehen und der Erinnerung übergeben worden.
 
Orangefarbene Digitalziffern zeigen mir an, wie viele Kilometer Asphalt pro Stunde unter mir hinwegrollen, wie voll der Tank noch ist - und wie viele Erdumrundungen der Twingo bereits hinter sich hat. Ich wünsche mir leuchtende Digitalziffern vor meinem inneren Auge, die mir anzeigen, wie schnell ich lebe, rot aufblinken, wenn mir etwas fehlt und mir verraten, und wie fern meine Gedanken der Erde gerade sind. In genau diesem Moment.  
Kurz: Ich weiß nicht, wo ich bin - aber ich weiß, wo ich hinwill.

Es ist Halbzeit.
Mein Praktikum ist halb vorbei. In meiner späteren Erinnerung werden Schule und Studium an exakt dieser Stelle ineinander verlaufen - und ich werde mein Gegenüber anlächeln, wenn ich davon erzähle. Die einzige schlechte Erinnerung? Der Automaten-Cappuccino. "Der jedoch mit einem Preis von läppischen 35 Cent die offizielle Legitimation dazu besitzt, viel zu milchig zu schmecken."
 
Orangefarbene Digitallettern verraten mir, dass ich N-Joy höre, der Moderator verrät mir, dass es die Top30 sind. Sky ist the limit, propagiert DJ Antoine - doch ich glaube ihm nicht. Ein schöner Irrglaube, der Verlauf zwischen Pastellblau und Sorbetrosa, polyphonen Tönen und leeren Lebensweisheiten. Pompeji von Bastille passt da besser zu gegenwärtiger Laune und zukünftigem Lebenskonzept - und steht im Radioranking zu recht etwas weiter oben.
 
... does it feel like nothing changed at all?
 
Ich fahre einen Umweg. Durch Straßen, die ich nicht kenne. Fremde freskenverzierte Fassaden spiegeln sich in meiner Sehnsucht. Das Alte ist das Neue. Kopfsteinpflaster dröhnt in meinem Kopf - der Nachhall ist die Erkenntnis, dass Veränderung normal ist. Erst ändern sich Wünsche, dann (Jahres-)Zeiten und schlussendlich Wohnorte. Ich weiß, ich werde vermissen und ich werde in weniger als drei Monaten verneinen, dass es mir leicht fällt, mein Leben in Kartons zu verstauen.
Ich biege in eine Einbahnstraße. Die Schlüssel schlagen gegen meine nackten Knie. Der Rückwärtsgang verliert seinen Nutzen. Die einzig mögliche - die einzig nötige - Richtung: vorwärts.
Kurz: Ich weiß nicht, wo ich bin - aber ich weiß, wo ich hinwill.
Auf die Autobahn. Den Blinker setzen und auf die Überholspur. Zum Strand.
 
And the walls kept tumbeling down...
Ich will keine halben Sachen mehr.
 
[So, jetzt höre ich aber tatsächlich auf damit, euch mit Seifenblasenbildern zu belästigen. Bald ziehe ich wieder mit der Kamer a los ... Euch einen schönen Sonntag - ich freue mich auf eure Rückmeldung ♥ ]
 






 

Sonntag, 16. Juni 2013

vom endlich erwachsenwerden und modischem mädchenbleiben.

 
Wenn man interessiert Politik-, Wirtschafts- und Feuilletonseiten seriöser Zeitungen liest, nine-to-five arbeitet und sich ständig ausmalt, wie man in weniger als einem halben Jahr sein Leben in ______________ (hier den Namen einer norddeutschen Großstadt einsetzen) organsiert bekommt, wird man wohl erwachsen - sofern man es noch nicht ist. Andere Indizien: Baumwollbekleidung statt Polyesterplastik, tiefsinnige Fragen bei Anblick des Halbmondes ("Glaubst du, die amerikanische Fahne steckt da noch drin?") und eine praktisch-strenge Bobfrisur.
Doch - siehe da - noch ist die kindliche Tollpatschigkeit nicht passé. In meinem Übermut, der sich aus der Erkenntnis, dass Online-Studienbewerbungen ja lächerlich unkompliziert sind ergab, habe ich mich versehentlich auf Logistik beworben - und die Chancen, genommen zu werden, sind unverschämt gut. (Neugierige können an dieser Stelle gerne spekulieren, auf welches Fach ich mich ursprünglich bewerben wollte. Tipp: Ich bin mit der Maus um eine Zeile nach unten verrutscht ... )  
 
 
Auch in einem nicht irrelevanten Bereich meines Lebens werde ich wohl nie erwachsen: in der Mode. Bunte Blumenkleider gegen blaue Baumwollblusen tauschen? Seriös-cleane Schnitte statt süßer Spitze? Hosenanzug und Hemdblusenkleid? 
"Grrr, nicht in  diesem Sommer" - genau das flüstern die folgenden fünf Neuzugänge in Kleiderschrank/Schmuckkiste/Schuhregal.
 
1. Der meerfarbene Cardigan, der in der nächsten Zeit hoffentlich zusammengeknüllt in der Strandtasche verbleibt. Zu fünfundsiebzig  Neunzigsteln ein Geschenk zum Abitur - aus einer kleinen Boutique.  
2. Der hübsch anzusehende Lebensbegleiter mit Herz. Wird noch gesucht. Übergangsweise probiere ich es mit dem Pandora-Ring, der ebenfalls ein Geschenk zum Abitur war.
3.  Der sommerliche Duft. Ich stehte total auf die Düfte von Marc Jacobs - und das nicht nur aufgrund der fantasievollen Flakons. Der Essence-Duft "Girls on tour" schlägt in eine ähnliche Kerbe - nicht aber ein so großes Loch in den Geldbeutel.  
4. Die rosarote Brille. "Baby, put on heart-shaped sunglasses, cause we're gonna take a ride", hauchte Lana del Rey in Diet Mountain Dew. Recht - und Stil - hat sie. Bijou Brigitte sei Dank sieht meine Umwelt jetzt herzig aus - und mich irgendwie irritiert an.
5. Die Schuhe, die sowohl zu (noch) winterblassen als auch zu (noch nicht) sommerbraunen Beinen passen. High-Fashion-Zungen flüstern an dieser Stelle sicherlich, dass Ballerinas mindestens seit 2010 schon wieder out sind. Ich ignoriere, schäme mich an dieser Stelle dennoch ein wenig, denn die Schühchen stammen tatsächlich aus einem dieser Billig-Plastik-Schuhläden, in denen irgendwie nur Musik von 50 Cent läuft. ♥ 
 


Montag, 10. Juni 2013

das/die bessere // romanauszug

Abifeierlichkeiten und der dazugehörige Stress sind nicht mehr Zukunft, sondern Vergangenheit. Heißt übersetzt: Ich kann mich jetzt in Ruhe auf mein Praktikum beim Radio konzentrieren - und mich endlich wieder guten Gewissens dem Schreiben verschreiben, denn bis zum Studienbeginn hätte ich den Punkt "Roman fertigstellen" gerne abgehakt. (Wobei To-Do-Listen und ich nicht immer eine gewinnbringende Kombination sind ... )
 
Im Café sagte er, dass er die Vorstellung möge, in den Sechzigern mit den Existenzialisten in einem ebensolchen gesessen zu haben. Am Fenster, dort, wo sich die eigene Erscheinung – ganz typisch in einen schwarzen Rollkragenpullover gehüllt - mit der der vorbeieilenden Passanten überlagere.
Ich bestellte ein Stück Mohnkuchen und ein Wasser. Sein schwarzer Rundausschnitt-Pullover malte seine Augenschatten dunkel.
Die Wände waren bedeckt von Landkarten. Grün und Blau. Blau-Grau. Rote Punkte, denen es gelang, Millionen von Menschen zu repräsentieren. Gradnetze, gedachte Linien als Produkt der menschlichen Fantasie und zugleich als Erzeugnis der von Menschen geschaffenen Geographie. Kleinste Flächen detailreich vermessen – viele deutlich größere einfach vergessen. Städte und Ländernamen klangen immer verführerischer, exotischer je weiter sie von diesem Punkt im Norden Deutschlands, der mein Sein und seines und das einer weiteren Millionen Menschen auf die Fläche, die kleiner als ein einziger Quadratzentimeter war, komprimierte, entfernt waren. Weit gereist war ich nie. Nie in meinem Leben. Deutschland war stets höchstens eine Staatsgrenze entfernt gewesen, egal, ob von der Bretagne, der italienischen Adriaküste oder von der Stadt aus betrachtet, an deren Saum Kattegat und Skagerrak aufeinander einpeitschten.
Doch Horizonterweiterung benötigte keine vierstellige, gar fünfstellige Anzahl an Kilometern, die jede Zelle, jedes einzelne Atom des Körpers auf Luft-, See- oder Landweg zurückgelegt hatte, sondern funktionierte auch in einem Hamburger Café.
Die Voraussetzungen jedoch ähnelten sich: Mut war gefragt, benötigt und essenziell – ebenso ein Plan.
„Wie würdest du dich selbst mit drei Worten beschreiben?", fragte ich.
„Auf der Suche", antwortete er und seine Mundwinkel zogen sich in einem Anflug von Selbstironie, die ich nicht zu handhaben wusste, unmerklich nach oben.
„Wonach?"
„Nach dem Besseren, schätze ich."
Ich fragte mich ungewollt, ob ich dazu befähigt war, das Bessere zu verkörpern. Oder eher: die Bessere.
 
 

Samstag, 8. Juni 2013

(diy) das abiballkleid

Sommer 2070. Der Schaukelstuhl wippt. "Oma, erzähl doch was von deinem Abiball!" 
Der Schaukelstuhl wippt weiter. Beschwingter. 
Womit sie anfangen solle? Beim selbstgeschneiderten Kleid aus grüner Seide, das mehr Stoff, Zeit und Nervenzusammenbrüche als erwartet eingefordert hatte? Die letzte Naht gut 48 Stunden vor dem Ball genäht, die letzte Naht gut eine Stunde vor Ballbeginn ausgebügelt. Zusammen mit Glitzerhaarband, Retro-Clutch und Wasserwelle habe sich ein Zwanziger-Jahre-Look ergeben. (Wobei damit keinesfalls die Zwanziger-Jahre gemeint seien, in denen Google die perfektionierte Version seiner Datenbrille auf den Markt geworfen hatte.) Man habe getanzt, geweint, gelacht und eine wirklich gute Zeit gehabt. Irgendwann Tanzparkett unter nackten Füßen. Rotwein im Blut und blutroter Lippenstift am Weinglas. Melancholie und Wangenküsse. Schöne letzte Worte. Pures Vermissen. Um 2:57 h als alle auf der Tanzfläche gestanden und mehr oder minder schön "Angels" von dem damals sehr bekannten Sänger Robbie Williams gesungen hatten, habe sie den Sinn der Redewendung "mit einem lachenden und einem weinenden Auge" nicht nur begriffen. Sondern auch gelebt.  
 

Ach, und die Schreibmaschine, die noch immer auf ihrem Tisch stehe, die habe sie am selben Tag geschenkt bekommen. Ganz unverhofft. Monate zuvor habe sie die Konjunktivkonstruktion "hätte gerne" mit dem Nomen "Schreibmaschine" und dem Adjektiv "alt" kombiniert - ohne jegliche Absichten oder Aufforderungen. Und auf einmal habe die Schreibmaschine auf dem dazugehörigen Schreibtisch gestanden. Im Übrigen ein Relikt der Zwanzigerjahre. Nein, nicht denen mit der Datenbrille.   
 
(Glitzerhaarband und Clutch sind von Bijou Brigitte und die Schuhe von Zara.) ♥ 

Dienstag, 28. Mai 2013

sehnsuchtssommer, der, pl. die sehnsuchtssommer

Es ist vorbei, Maimond. Am Morgen philosophierte ich mich um Kopf und (Bubi-)Kragen, um am Abend zu erfahren, dass sich die Nervosität, das exzessive Lernen samt exzessivem Cookies-Eis-Konsum und die acht Euro, die ich für den dtv-Atlas "Philosophie" gezahlt habe, gelohnt haben. 15 Punkte. Erst eine bloße Zahl, später eine klare Erkenntnis - und das unter dem Einfluss von Rotwein und rotem Sekt.
 
Vor dem Fenster regnet es. Rein theoretisch wären 24 ° angemessen. Hinter dem Glas sind es möglicherweise nicht einmal 14°. Regentropfen. Das Kapitel "Schule" in Schönschrift und mit einem Happy End beendet. Punkt. Und umblättern. An dieser Stelle beginnen sich die Lebenslinien, die jahrelang parallel verliefen, voneinander zu entfernen - in den Sommer 2013 hinein.
Der Sommer, von dem man den Rest seines Lebens zehren sollte.
Vor dem Fenster sieht dieser aber weder nach einem "Baby-trifft-Johnny-Sommer" noch nach einem "Baby, put on heart shaped sunglasses, cause we're gonna take a ride-Sommer" aus. Ein Sommer, dessen Farbe zwischen Himbeere, Erdbeere und Wassermelone changiert, dessen Geruch dem von Sonnenmilch gleicht und der nach plötzlichem Regen auf warmem Asphalt schmeckt. Ein Sommer, in dem die Kleider nicht kurz und bunt genug und die Abende nicht lang und warm genug sein können. Die Anzahl der Marmeladenglasmomente steigt proportional zur Anzahl der Sonnenstunden. (Insofern ist es sogar ganz positiv zu bewerten, dass der kühle Maiwind die grauen Wolken über den Himmel treibt.) Irgendwo gefangen zwischen Vergangenheit und Zukunft, gilt die Tatsache, jung zu sein, als universale Rechtfertigung für alles.
Die Frage nach dem Gelingen oder Misslingen wird schließlich nur zu Schul- oder Studienzeiten gestellt. Also auf!
 
 
Favoriten im Mai waren: (1) der silberne Armreif aus dem ebenso süßen wie versteckten indischen Laden, (2) die perfekte Jeans mit Blumenmuster und der noch perfektere Pullover, der Spitze und Strick vereint (beides H&M), (3) der verschollen geglaubte und nach dazu längst ungültige Globus  und (4) Lichtblicke. ♥ 
 

Sonntag, 12. Mai 2013

drei-minuten-haarband, das, pl. die drei-minuten-haarbänder

Als ich am 1. November 2011 auf dem Friseurstuhl saß, trennte ich mich nicht nur von gut 30 Zentimeter Haar, sondern auch von der Option auf hippe Flechtfrisuren und hippieske Lockenmähnen. Bei vollem Bewusstsein und ohne anschließende Reue - es gibt Nächte, die anders enden. Seitdem bin ich glückliche Bobträgerin - und meine Freude darüber wird (neben der Tatsache, dass zweifelhafte Studien alle 3,5 Monate hervorbringen, dass Männer langes Haar attraktiver finden) nur davon getrübt, dass die Frisurinspirationen in Zeitschriften für mich ausnahmslos nutzlos sind. Liebe Beauty-Redakteurinnen: Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass man - unruhiger Schlaf sei dank -  sowieso jeden Morgen erlebt, dass physische Gesetze außer Kraft gesetzt wurden, sind kurze Haare ganz schön wandelhaft.
Solange man das Zauberwort kennt.
Es hat mehr als fünf Buchstaben (und deutlich mehr als fünf Varianten) und heißt: Haaraccessoire.
 
 
Mein momentan liebstes Accessoire ist selbstgemacht. Aus drei Zutaten, die nur wenig mehr als drei Euro kosten. Innerhalb von drei Minuten. Und ich mag es so gerne, dass ich es mittlerweise dreimal ausgeführt habe. Auf dem Stoffmarkt habe ich die silberne Paillettenborte gekauft, bei dm einen Haarreif. Alleskleber fügt zusammen, was zusammen gehört. (Nein, damit sind nicht die Fingerkuppen gemeint!) Ganz abgesehen davon ein relativ idiotensicheres Do-it-yourself-Projekt, das ich sicherlich bald auch mal mit Spitzenband ausprobieren werde. Wie gefällt es euch? ♥
 
 

Sonntag, 5. Mai 2013

sparflammen-selbstverwirklichung, die

2003. Eine Drittklässlerin wartet mit ihrem Sandkastenfreund und Seit-dem-ersten-Schultag-Sitznachbarn an der Ampel und erklärt ihm, dass sie, wenn sie groß ist, auf jeden Fall Schriftstellerin (sie sagt „Nachfolgerin Astrid Lindgrens“) wird.
Er findet es gut. Er findet sie gut.
Ihr Haar, hellblond wie Kornähren, ist zu zwei Zöpfen geflochten, die ebenfalls an Kornähren erinnern. Gut, dass sie das mit dem Heiraten schon zwischen Sandspielzeug und Bauklötzen schon abgesprochen, sich einander versprochen, haben.
Die Ampel springt um. Ein grünes, laufendes Männchen ermutigt zum Überqueren der Straße.
Sie lächelt. Alles in Ordnung.
 
2013. Eine Dreizehntklässlerin pendelt zwischen Küche und Wohnzimmer hin und her. Gar nichts ist in Ordnung.
In der Küche bereitet sie einen Couscous-Salat vor. Im Wohnzimmer ihr restliches Leben.
Es ist ein sonniger, vogelstimmenerfüllter Donnerstagvormittag im Frühling. Sie hat drei Freistunden. Es werden die letzten ihrer Schulzeit sein. Woher sie das weiß? Nun ja, die Schulzeit ist fast vorüber. Der Sandkastenfreund und Seit-der-fünften-Klasse-nicht-mehr-Sitznachbar befindet sich längst sehr viel weiter südlich in Deutschland.
Ihr Haar ist nachgedunkelt – ihre Zukunftsaussichten sind es ebenfalls. Eigentlich war alles klar, geplant, durchdacht zumindest am Anfang der Oberstufe, als Abitur noch wie eine fremde Vokabel aus dem nie gehabten Lateinunterricht klang. Es hatte doch alles Sinn gemacht. Rationalität und Pragmatismus konkurrieren um ihren zweiten Vornamen. Nie hat sie sich in Leidenschaften verloren. Nie hat sie im Kino geweint – nicht einmal als Kind bei „Bambi“. Doch in diesem Moment dämmert ihr eine jahrealte Erinnerung - und der Verdacht, dass das, was sie sich als Selbstverwirklichung anrechnet, nur auf Sparflamme brennt.
Sie weiß, warum.
Wenn sie ihre Träume auf Sparflamme vor sich hin flackern lässt, läuft sie nicht Gefahr irgendwann den rauchenden (Brand-)Ruinen ihres Lebens gegenüberzustehen.
Sie geht auf und ab. Klickt sich durch Seiten, Städte, Studiengänge. Sie weiß, was sie will. Selbstverwirklichung statt Sicherheit. Keine akribisch genauen Pro-Contra-Listen, sondern ihr Bauchgefühl als Entscheidungshilfe.
Trotz Salz, Pfeffer, Zitrone und Tomatenmark schmeckt der Couscous-Salat fad.
Mit ihrem Leben soll ihr das nicht so ergehen. Beschließt sie. Und beschließt etwas. ♥
 
 

Sonntag, 28. April 2013

monatsrückblick: april

Gelegentlich habe ich Sinnkrisen. Siebensekündige Sinnkrisen, verursacht von fehlendem Naturjoghurt im Kühlschrank, nervtötenden, druckertinte-verschwendenden Promitrennungen oder  Nagellacken, die verschweigen, dass long-lasting eine Zeitspanne von 24 Stunden Nichtstun oder die eines Abwasches umspannt. Aber auch, als ich mich mit der festen Absicht an den Laptop setzte, einen schönen April-Rückblick zu basteln, kam es zu einer Sinnkrise. (Oder auch: Schreibblogade). Warum? Weil sich dieser April nicht so einfach in Worte fassen lässt. Probiert habe ich es trotzdem. Schreiberinnen können einfach nicht anders.
Daumen hoch: Übergangsverliebtheit (und die Tatsache, dass der dazugehörige Post gruselig oft angeklickt wurde), Penne mit getrockneten Tomaten und Fetakäse - und liebe Worte von Lena.
 
Daumen runter für Zufallsbekanntschaften im Lieblingscafé, die Schwarzfahren als korrekte Fortbewegungsmethode propagieren (Nein, ich trage das Bubikragenkleidchen nicht nur aus modischen Gründen, ich bin tatsächlich brav und anständig!)  
 
Den Am-weitesten-Weg-von-Zuhause-Moment erlebte ich in der Bundeshauptstadt Berlin. Im Oktober geht es wieder dorthin. Schnellstmöglich gebucht, weil es mir so gut gefallen hat? Nein, gewonnen - mit einem Flyer über autofreie Sonntage.
 
Gelesen wurde neben "Nullzeit" von Juli Zeh (die Frau schreibt absolut abgöttisch!) "Der Ekel" von Jean-Paul Sartre (der Mann schreibt relativ abgöttisch!).
 
Der Kauf des Monats: Selbst wenn der Studienbeginn noch eine mündliche Prüfung, ein dreimonatiges Praktikum und zwei Urlaube entfernt liegt, bin ich bereits im Besitz des zweitwichtigsten Campus-Musthaves (neben dem notwendigen Abiturschnitt), nämlich im Besitz der perfekten Tasche. Kleiderkreisel sei dank.
 
Was man im April getan haben sollte: Raus. Ins. Grüne. Punkt.

"Kunstwerk" des Monats ist schätzungsweise die Fotoserie "Schwarz-Weiß-Denken", die allerletztes - und mit 15 Punkten auch allerbestes - Kunstprojekt meiner Schullaufbahn war.
 
Pläne für den Mai: Kleider ohne Strumpfhosen tragen, das mündliche Abitur würdevoll überleben - und den Frozen Yoghurt-Laden ausprobieren, der in Kiel eröffnet hat.
 
Wie war euer April? ♥

Freitag, 19. April 2013

übergangsverliebtheit, die, pl. -

Du bist nicht Grund meiner schlaflosen Nächte. Aber Traum meiner wachen Tage.
Bist keiner, für den das Herz dreihundertmal in einer einzigen Sekunde schlägt. Es behält seine Frequenz bei. Unerwähnt bleiben sollte aber nicht, dass es schöner, lebendiger, beständiger pocht.
 
Du bist das unerwartete wie unerklärbare Kilogramm weniger auf der Waage.
Das ansonsten eher unkommerzielle Lieblingslied - unerwartet wie unerklärbar - im Radio.
Wahlweise das große Schokoladenstück im Eis, das aufrichtige Kompliment oder auch der glückliche Zufall, der Freistunden an die richtige Stelle verlegt, minzfarbene Sommerpullover an der Vero Moda-Kasse um fünfzig Prozent reduziert oder Ampelschaltungen zum eigenen Vorteil manipuliert.


Schwarze Tage kannst du farbig gestalten - bunte Tage aber nicht ruinieren.
Mir gut- , aber nicht wehtun.
Lang gedacht, kurz gesagt: Ich bin übergangsverliebt. Pflege eine fein archivierte - und langsam unübersichtliche - Sammlung an Dialogen, Bildern und Momenten in meiner Erinnerung. Sehe dich an, sehe dabei in dir einen Richtigen, wenn auch nicht den Richtigen. Schweige mich aus. Denn: Philosophen tendieren zur Behauptung, dass sich die Vollkommenheit nur im Inexistenten, Ideellen finden kann.
Das ist in Ordnung. Ebenso, wie es meine Gefühlswelt ist und auch bleibt, solange - sowohl alles als auch wir - bleibt und bleiben. "Solange" - so nennt sich der Haken, der dieses "Friedlich-und-zugleich-vernünftig-Verliebtsein" mit der Zeit aufschlitzt und dann ausbluten lässt. Das Blut - klebrig, süß und rot, mit Erdbeermarmelade am ehesten zu vergleichen.
Fakt ist: Übergangsverliebtheit endet nicht in der Ewigkeit.
Tut sie nicht, will sie nicht und sollte sie nicht, denn sie versüßt das - gelegentlich saure, schale, seltener: bittere - Singleleben. Im Übrigen fast noch mehr als Schokoladeneis oder Lustkäufe - egal ob unverhofft (kalorien-)reduziert oder nicht.
 
Ist es nicht herrlich den Frühling zu sehen, zu hören und zu riechen? Passend zur Jahreszeit gibt es einen nicht ganz kitschfreien Text über etwas, von dem ich gerne wüsste, ob es ein weit verbreitetes Phänomen ist. Habt ein schönes Wochenende. ♥
 
   

Samstag, 13. April 2013

berlin - fototagebuch.

Wenn sich Straßenbahnschienen unter den Schuhsohlen befinden und man bei der Suche nach dem perfekten Abiballschuh nur das Problem hat, dass man sich zwischen drei potenziell perfekten Paaren nicht entscheiden kann, befindet man sich (sofern man die deutsche Staatsgrenze nicht passiert hat) höchstwahrscheinlich in Berlin.

Genau dort bin ich bis zum Dienstag gewesen - und wieder einmal hat sich mein Eindruck bestätigt, dass ich eigentlich in die Großstadt gehöre - wenn auch nicht unbedingt nach Berlin. Ihr wollt überzeugende Argumente? Hier stellvertretend zwei von zweitausend.
(1) Für mich ist der U-Bahn-Plan mehr als nur ein abstraktes Kunstwerk, das sich aus bunten Linien,die sich gelegentlich überkreuzen, zusammensetzt. Nicht umsonst vertraut man (man = Familie, aber auch Freunde) in Großstädten stets auf meine scheinbar sehr exotische Fähigkeit, Karten und Pläne lesen zu können.
(2) "Metropole" ist für mich ein Synonym für "Dauerinspiration". Ganz ehrlich? Würde ich in einer Großstadt leben, würde ich wöchentlich im Durchschnitt 4 Blogposts, 1,5 Essays und 0,125 Romane schreiben. (Und wohl gar nicht mehr schlafen.)
 
 
Was man in Berlin gemacht haben sollte? Mein persönliches Highlight war der Flohmarkt am Boxhagener Platz in Friedrichshain, nahe der U-Bahnstation Samariterstraße. Warum? Darum:
Perfekter Sonntagmittag = Flohmarktbummel + 2 Euro für ein Paar wunderbar kitschiger Ohrringe + Sonne² + ein anschließendes Chiabatta im "Weder gestern noch morgen". Sehr empfehlenswert!
 

Aber auch die typischen Sehenswürdigkeiten blieben nicht ungewürdigt - der Fernsehturm drängt sich dem Berlintouristen mit seiner 368 Meter hohen Präsenz ja geradezu auf und hat sich daher auch auf das eine oder andere Foto verirrt. Auch der stillgelegte Flughafen Tempelhof ist durchaus einen Besuch wert. Ihr seht, auch wenn man eine Flugzeuglandebahn unter den Schuhsohlen hat, befindet man sich höchstwahrscheinlich in Berlin!

Wie gefällt euch Berlin?
Und noch eine ganz andere Frage: Könnt ihr mir gute Fotografie-/Text-/Lifestyle-Blogs empfehlen? (Ich habe seit so langer Zeit keine neuen Blogs mehr zu meiner Leseliste addiert und würde das gerne ändern) ♥